Und dann zum Schluss des Tages noch etwas „aus der Instanz“, nämlich das LG Hamburg, Urteil vom 18.03.2025 – 705 NBs 116/24 – zur verbotenen Mitteilung über Gerichtsverhandlungen (§ 353d StGB). Ja, das war doch was 🙂 (vgl. hier: In eigener Sache: Einstellen eines Beschlusses aus dem Ablehnungsverfahren strafbar?, oder: StA Köln kneift).
In dem LG-Urteil geht es um einen „Investigativ-Journalisten“. Der verfasste und veröffentlichte einen Artikel, in dem er in erster Linie über einen LG-Beschluss in einem Ermittlungsverfahren der Generalstaatsanwaltschaft berichtete. Hierbei gab er zwei wesentliche Teilsätze aus dem Beschluss wörtlich wieder und kennzeichnete die Zitate durch Anführungsstriche als solche.
Konkret schrieb er in seinem Artikel unter anderem folgendes:
„In dem 13-seitigen Beschluss des Landgerichts Hamburg H1 heißt, dass die Durchsuchung bei M. B. rechtswidrig sei weil „zum Zeitpunkt ihres Erlasses der erforderliche Anfangsverdacht einer Straftat nicht vorlag“.“
Sowie nach einem Absatz mit der Unterüberschrift „Staatsanwaltschaft sah Schuld bei Prüfern“ und einem Bild eines teilweise geweißten Rubrums einer beglaubigten Abschrift eines Landgerichtsbeschlusses in einem Ermittlungsverfahren gegen M. B. unter der Unterüberschrift „Falsches Datum – mehr nicht“:
„Das Gericht bemängelte in seiner Entscheidung zwar, dass ein falsches Datum in der Urkunde eingetragen sei. Aber: „Der dem Beschuldigten mit dem Durchsuchungsbeschluss vorgeworfene Sachverhalt lässt sich jedoch unter keinem Gesichtspunkt unter einen Straftatbestand“ zusammenfassen, schreibt das Gericht.“
Am Ende des Artikels nannte der Angeklagte als seine Quellen den Beschluss des LG vom 07.12.2023 sowie eigene Recherchen. Dieser Artikel wurd dann am 11.12.2023 auf der Internetseite „t.“ freigeschaltet und war durch Internetnutzer frei einsehbar.
Das AG hatte den Angeklagten zu einer Geldstrafe verurteilt, das LG hat die dagegen gerichtete Berufung des Angeklagten verworfen. Ich verweise wegen der Einzelheiten der Begründun g auf den verlinkten Volltext. Hier stelle ich nur – meine – Leitsätze zu der Entscheidung ein:
1. § 353d Nr. 3 StGB ist verfassungskonform. Es liegt keine Verletzung der Meinungsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 S. 1 GG) und des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts durch § 353d Nr. 3 StGB vor. § 353d StGB ist auch unter Berücksichtigung der sowohl vom BVerfG als auch dem EGMR betonten schlechthin konstituierenden Rolle der Presse in einer demokratischen Gesellschaft gerade auch zur kritischen Überprüfung der Arbeit der Justiz nicht verfassungswidrig.
2. „Öffentliches Dokument“ im Sinne des § 353d Nr. 3 StGB sind nur solche Dokumente, die von öffentlicher Stelle herrühren.
3. Um der Presse- und Meinungsfreiheit Rechnung zu tragen und eine „automatische“ Anwendung des § 353d StGB zu vermeiden, sind unter „wesentliche Teile“ nur solche Teile zu verstehen, die die Kernaussage des öffentlichen Dokuments beinhalten.

