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Fotograf: Andreas Wieland
Mit Funktionären ist das immer so eine Sache, habe ich anlässlich einer Diskussion gedacht, die gerade in Münster geführt wird. Da hat sich nämlich ein – in meinen Augen – „Funktionär“ geäußert, dem man nun entgegenhalten möchte: Si tacuisses, philosophus mansisses. Um es für Außenstehende/Nichtmünsteraner verständlich zu machen, muss ich ein wenig weiter ausholen:
Wer Münster kennt, kennt auch die Münsteraner Promenade, ein Grüngürtel, der sich baumbestanden um die Innnenstadt erstreckt – daher auch „Stadt im Lindenkranz“. Die Promenade liegt auf den alten Wallanlagen. Sie ist autofrei und den Fußgängern, Radfahrern, Joggern usw. vorbehalten. Und sie wird von diesen allen auch eifrig genutzt. Seit einiger Zeit werden auf der Promenade von der Stadt Münster aber auch öffentliche Veranstaltungen erlaubt bzw. durchgeführt, und zwar auf einem Teilbereich – seit mehr als 30 Jahren – fünfmal im Jahr der „Promenadenflohmarkt, und zwar i.d.R. drei- bis viermal/Jahr eintägig an einem Samstag und ein- bis zweimal/Jahr an einem Freitagabend und Samstag ein Nachtflohmarkt, gerade am letzten Wochenende wieder gelaufen. Außerdem wird seit einigen Jahren zweimal im Jahr ein Musik-Event „Grünflächenunterhaltung“ durchgeführt, eine kostenlose Veranstaltung , auf der Laien- aber auch Profimusiker die Promenade für einige Stunden in einen Konzertsaal verwandeln. Beides – zumindest die Flohmärkte – traditionsreiche Veranstaltungen.
Dass bei all diesen Veranstaltungen der Verkehr auf der Promenade – zumindest zeitweise und teilweise – beeinträchtigt wird, liegt auf der Hand. Und das hat nun dem Vorsitzenden den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Münster nicht geschmeckt. Er ist nach der letzten Grünflächenunterhaltung“ Sturm gelaufen“ (vgl. hier: ADFC wettert gegen Veranstaltungen „Promenade ist keine Showbühne“) mit der Begründung: Münster sei eine Fahrradhochburg und ein „Fahrrad ist kein Spaß- oder Freizeitgerät, sondern ein vollwertiges Verkehrsmittel. Daher gehe es nicht an, dass die Fahrräder durch solche Veranstaltungen behindert würden.“ Und – on Topp: Leidtragende solcher Veranstaltungen „wären die Radfahrer. Sie müssten Umwege, zum Teil über stark befahrene Straßen, in Kauf nehmen, um pünktlich ans Ziel zu kommen. Er selbst habe einen Zug verpasst, weil bei der Grünflächenunterhaltung zu viele Zuhörer auf der Promenade standen und den Weg blockierten, sagt er. „
Man muss es m.E. zweimal lesen, weil man es beim ersten Mal nicht glaubt. Denn es kann doch nicht wahr sein. Da sollen also sieben Veranstaltungen/Jahr – das sind bei 365 Tagen/Jahr gerade mal 1,92 % – Fahrräder behindern und das als Anlass/Grund dienen, um solche Veranstaltungen zu verbieten?. Si tacuisses, philosophus mansisses. Und dementsprechend ist dann auch in der Presse der Sturm los gebrochen mit Leserbriefen, alle offenbar von Radfahrern (wer ist das in Münster nicht), mit dennoch mit dem Tenor: Hat der sie denn noch alle? (vgl. auch den Kommentar in den „Westfälischen Nachrichten: Die Promenade ist für alle da). Dem schließe ich mich gerne an und frage mich/rate:
- Wie ist es mit den Stadtteil- und Straßenfesten, für die ganz Stadtteile und zum Teil Hauptverkehrsstraßen gesperrt werden? Müsste man da dann nicht auch ran?
- Und dann im grunde die Frage: Hat man beim ADFC eigentlich nichts anderes zu tun? Ich wüsste schon ein Betätigungsfeld, nämlich: (Nach)Schulungen für Radfahrer (in Münster), unter dem Motto „Die StVO gilt auch für uns“, die dann hoffentlich zu der Erkenntnis führten, dass
- Stoppschilder auch für Radfahrer gelten,
- Vorfahrt achten und Zebrastreifen für Radfahrer nicht „rechtsfreier Raum“ ist,
- auch Radfahrer nicht beim Fahren telefonieren dürfen,
- der Bürgersteig dem Fußgänger vorbehalten ist,
- Einbahnstraßen nicht – es sein denn, es ist eine Ausnahme geregelt – gegen die Fahrtrichtung befahren werden dürfen,
- Rotlicht an Ampeln auch für Fahrradfahrer gilt,
- auch Radfahrer links überholen müssen,
- und – ganz wichtig – Fahrräder vielleicht so abgestellt werden sollten, dass sie andere Verkehrsteilnehmer nicht behindern,
- und – noch wichtiger – abgestellte/ausrangierte Fahrräder nicht an ihrem Abstellort vergessen werden und dort „abgestellt“ bleiben, bis dann endlich die Stadt so „mutig“ ist, sie zu entsorgen, um der Verwahrlosung“ der Stadt Einhalt zu gebieten.
Man fragt sich natürlich: Warum das Ganze? Die Antwort liegt m.E. auf der Hand, denn: Beruht der Vorstoß vielleicht nur auf Verärgerung über eigenes Unvermögen, zeitlich richtig zu disponieren, um den Zug dann doch noch rechtzeitig zu erreichen. Also fehlerhaftes Zeitmanagement. Im Übrigen: Das Event ist ja nicht vom Himmel gefallen, man wusste also, dass die Promenade voll ist. Das ist so ähnlich wie bei der Deutschen Bahn. Die wird auch immer vom Winter überrascht. Und man kann sich natürlich auch – wie in den Leserbriefen gefragt wird – fragen: Wie wäre es mal mit einem Umweg gewesen, den man vorab auch über nicht „stark befahrene Straßen“ hätten planen können? Also: Si tacuisses, philosophus mansisses.
So, musste mal sein 🙂 .