Unfallmanipulation kommt doch wohl häufiger vor, als man denkt. Jedenfalls spricht dafür m.E. die doch recht großen Zahl von (OLG-)Entscheidungen, die sich mit der Problematik befassen. Auch ich habe darüber ja schon häufiger berichtet (vgl. die u.a. Zusammenstellung). Nun hat mir eine Kollege erneut eine Entscheidung übersandt, die zu den mit der Unfallmanipulation zusammenhängenden Fragen Stellung nimmt und noch einmal die Indizien, die für eine Unfallmanipulation sprechen (können) zusammenstellt. Es ist das OLG Düsseldorf, Urt. v. 24.06.2014 – 1 U 122/13. Das OLG stellt, wie zuvor auch schon das LG (vgl. “Getürkter” Unfall auf der BAB: Abdrängen in die Leitplanke?) ab, auf:
- Die Art des Unfalls = Indizien aus technischer Sicht, die für eine Einwilligung in den Unfallschaden anlässlich eines Unfalls bei einem Fahrstreifenwechsel auf einer BAB sprechen, nämlich
- ein zu viel zu steiler Fahrstreifenwechsel, der atypisch ist,
- das Ausweichen des Geschädigten in die Leitplanke, ohne dass dafür objektiv Anlass besteht und
- das Aufrechterhalten des Kontakts mit der Leitplanke ohne Ausweichmanöver über einen längeren Zeitraum.
- das Fehlen von Zeugen,
- ein Unfall zur Nachtzeit und
- die fiktive Abrechnung eines lukrativen Seitenschadens.
- Nicht erforderlich ist, ob eine konkrete Bekanntschaft der Beteiligten oder aber die Verwicklung in eine Vielzahl an anderen Unfällen nachzuweisen ist.
Nun, an der Checkliste kann man sich ja schon mal abarbeiten.
Ähnlich entschieden bzw. ähnliche Indizien findet man bei
- OLG Köln, Urt. v. 18.10.2013 – 19 U 78/13 (vgl. dazu: Unfallmanipulation – die Indizienkette des OLG Köln),
- OLG Köln, Urt .v . 12.04.2013 – 19 U 96/12 (vgl. dazu: Unfallmanipulation – wann?),
- KG, Beschl. v. 07.09.2010 – 12 U 210/09(vgl. dazu: Unfallmanipulation, oder: Manchmal haben auch Zivilrichter mit einem “Tatverdacht” zu tun),
- OLG Düsseldorf, Urt. v. 19.03.2013 – 1 U 99/12 (vgl. dazu “Pechfamilie” – 25 Verkehrsunfälle in vier Jahren?),
- LG Wuppertal, Urt. v. 02.04.2013 – 2 0 167/11 (vgl. dazu: Woran erkennt man einen fingierten/manipulierten Verkehrsunfall?).
Ich darf einmal darauf hinweisen, dass ge„türk“ter Unfall politisch unkorrekt ist – wenn ich einmal den Duden zitieren darf:
Auch wenn die Herkunft des Verbs türken unklar ist, verbindet es sich doch im Bewusstsein der meisten Menschen mit der entsprechenden Nationenbezeichnung. Es wird besonders von türkischstämmigen Mitbürger(inne)n als diskriminierend empfunden und sollte deshalb im öffentlichen Sprachgebrauch unbedingt vermieden werden.
Vielleicht spricht man besser von einem vorgetäuschten Unfall. 🙂
puhh, meinen Sie das jetzt ernst?
Recht hat die Strafakte.
Ich liebe solche Diskussionen 😉 , werde Sie aber hier nicht weiter führen, da sie m.E. nichts bringen. Für mich Ende der Diskussion.
Zum Begriff „türken“ vgl. dann aber vielleicht auch noch die Erklärung bei Wikipedia.
Und da wir ja modern sind/sein wollen, werden wir dann – wenn ich daran denke – den Begriff demnächst durch „faken“ ersetzen und uns dann wieder wichtigeren Dingen zu wenden.
@strafakte:
wenn sie sonst keine probleme haben, müssen sie ein wahrhaft glücklicher mensch sein. 😀
Wenn man der Empfehlung des Blogautors folgt und bei Wikipedia nachschlägt, findet man da: „Im Duden Band 1 (2013) heißt es: „ugs., oft als diskriminierend empfunden …“.“
Das muss doch im Hinblick auf > 3 Mio. türkischstämmige Mitbürger in der Tat nicht sein.
Es hatte mich auch schon gewundert, dass Sie sich noch nicht gemeldet hatten.
Im Übrigen schließe ich mich dem Kommentar von n.n. an.
Ich beanstande es als diskriminierend, dass immer das maskuline „DER Unfall“ verwendet wird. Es wird von männlichen MitbürgerInnen als herabsetzend empfunden, dass hierdurch suggeriert wird, dass an Manipulationen der im Ausgangsbeitrag beschriebenen Art stets Personen männlichen Geschlechts beteiligt sind. Um umgekehrt eine Diskriminierung von Frauen, etwa durch den Begriff „DIE Karambolage“, zu vermeiden, sei der Blogbetreiber hiermit höchst feierlich und mit nicht zu überbietender Ernsthaftigkeit dazu aufgefordert, ab sofort neutral zu formulieren, etwa durch die Verwendung des Begriffs „DAS Unfallereignis“, ggf. mit dem Zusatz m/w. So könnte ein wertvoller Beitrag zu mehr Gerechtigkeit geleistet werden, und das ausnahmsweise sogar von einem Juristen. 😀 😉
In diesem Sinne: Einigkeit (m/w) und Recht (m/w) und Freiheit (m/w) für das deutsche Mutterland, danach lasst uns alle streben, schwesterlich mit Herz und Hand.
@Burhoff
Ich meine das (bedingt) ernst, weil ich weiß, dass die angesprochene Bevölkerungsgruppe sehr empfindlich auf diese politischen Unkorrektheiten reagiert (siehe Kommentar von Gast). Nach einigen Diskussionen habe ich deshalb versucht, mir solche Umschreibungen abzugewöhnen.
@n.n.
Bin ich. Vielen Dank der Nachfrage!
@Strafakte
Man kann auch künstlich Probleme schaffen…. Und was die „Bevölkerungsgruppe“ betrifft: ich habe nicht nur beruflich, sondern auch privat mit mehr als nur einem Mitglied zu tun, und kein einziges käme auf die Idee, sich über derartige Nichtigkeiten zu beklagen. Allerdings können sie herzhaft darüber lachen, über was man sich in Deutschland so aufregen kann….
@ „T.H., RiAG“: Sagen und schreiben Sie auch „Neger“ und „Zigeuner“, nur weil Sie einen Betroffenen kennen, dem sowas egal ist??
Ja, ich schreibe und sage auch Neger und Zigeuner. Neger ist nicht gleich dem Nigger und bezeichnet schlicht einen Menschen mit dunkler Haut. Wo ist das Problem?
Und die meisten Zigeuner sind sehr stolze Menschen – das schließt den Stolz auf Ihr Dasein als Zigeuner ein. Erst die sogenannten Gutmenschen haben ein Problem daraus gemacht.
Das Verb „türken“ ist in Deutschland allgemein verständlich. Genauso wie der Hamburger. Die beschweren sich ja auch nicht daß man Sie als minderwertige Bulette betitelt.
Solche Diskussionen sind einfach mehr als flüssig: Überflüssig!
Ich habe nicht die Absicht, hier den Haupttroll zu füttern. 🙂
Hallo Zusammen,
ein toller Artikel. Ich selbst bin auch schonmal auf einen getürkten Unfall reingefallen.
Die Checkliste finde ich aber super!
Gruß
Patrick der Staumelder
Ich denke, man sollte sich immer bei solchen Fällen von einem Fachmann beraten lassen. Es gibt immer das eine oder andere was der Bürger nicht weiß und außer Acht lässt. Bei meine Mann hat es auch sehr viel gebracht. Man wird auch im Internet sehr schnell fündig.
Toller Artikel! Immer wieder hört man aus seinem Bekanntenkreis das es solche Unfälle gibt. Eigentlich sehr schade womit manche Leute ihr Geld verdienen.