Anfang der 80-ziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hat Ina Deter den Song „Neue Männer braucht das Land“ gesungen. Daran habe ich sofort gedacht, als ich vorhin den Beitrag „OLG Hamm: Männerquote bei Einstellungen in Justizdienst“ des Kollegen von „Strafkate“ gelesen/gesehen habe. Er berichtet unter Bezug auf einen Presseartikel über die Klage des Präsidenten des OLG Hamm Johannes Keders und des Generalsstastsanwaltes Manfred Proyer über zu wenig „männlicher“ Bewerber, sowohl für den richterlichen als auch für den staatsanwaltschaftlichen Dienst. Von den 67 Richterstellen, die im OLG-Bereich Hamm, die im vergangenen Jahr neu besetzt wurden, gingen 44 an Frauen, also gut 2/3, bei der StA dieselbe Quote, nämlich von 33 neuen Stellen 22 mit Frauen besetzt. Das war übrigens schon zu der Zeit, als ich noch beim OLG war, abzusehen.
Als Heilmittel haben die beiden sich nun überlegt, die Voraussetzungen für die Einstellung männlicher Bewerber zu senken, und zwar von der Mindestnote „voll befriedigend“ auf „befriedigend“. Na ja, ob das was hilft, wird man sehen. Ich befürchte mal eher nein, da ich von vielen Kollegen höre, dass der Beruf bei der Justiz als Richter oder StA zunehmend als unattraktiv angesehen wird. Zudem: Ich kenne mich da ja nicht so aus: Aber geht das denn überhaupt? Gibt es nicht Probleme mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG)? Wie gesagt: Ich weiß es. Nicht, dass man hinterher neue Stellen beim Verwaltungsgericht braucht, um mit den Klagen gegen diese Einstellungspraxis fertig zu werden.
Und das Ergebnis dieses Plans wird sicherlich auch sein: Demnächst werden, wenn es um die Beförderungsstelle geht, im Zweifel häufig – auch ohne Frauenquote 🙂 – die Frauen die Nase vorn haben. Sie sind ja dann durchweg besser qualifiziert. Also nur noch weibliche Strafkammer- und Senatsvorsitzende? Das wird Alice Schwarzer sich freuen. Die hat – so der Kollege Laudon – im Moment ja andere Sorgen und kann sich daher um den Plan aus Hamm wohl nicht kümmern.
Zusatz um 15.30 Uhr: Die PM des OLG dazu hätte ich mal besser vorher gesucht 🙂 und gelesen :-(. Vgl. hier:
„Der Präsident des Oberlandesgerichts Hamm Johannes Keders weist darauf hin, dass Bewerberinnen und Bewerber für Stellen des richterlichen Dienstes im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm unter gleichen Voraussetzungen eingestellt wurden und werden.
Presseberichterstattungen der vergangenen Tage, denen zufolge bei Auswahlverfahren oder bei Einstellungsentscheidungen die Bewerber trotz schlechterer Examensnoten den Bewerberinnen vorgezogen werden, um den Anteil der männlichen Kollegen im richterlichen Dienst zu steigern, sind unrichtig. In der Vergangenheit wurden Männer und Frauen stets unter gleichen Voraussetzungen zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und Auswahlentscheidungen ohne Berücksichtigung des Geschlechts getroffen. Diese Praxis wird selbstverständlich fortgesetzt. Der Präsident des Oberlandesgerichts betont, dass an der richterlichen Tätigkeit interessierte Bewerberinnen und Bewerber im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm gleichermaßen willkommen sind.“
Wenn Frau Schwarzer beim Geldzählen mal Pause macht wird sie die obige Meldung zu einem wahren Jubelsturm veranlassen: endlich wird amtlich anerkannt, dass Männer einfach dümmer sind als Frauen.
Bleibt zu hoffen, dass sich künftig eine FinanzbeamtIN um Frau Schwarzer kümmert, die dank ihrer geschlechtsbedingt hohen Kompetenz die Auslandskonten vor Eingang einer Selbstanzeige entdeckt.
Personaldezernenten wissen, warum sie auch gerne ein paar Männer im Bestand haben…
Man könnte ja auch versuchen, die hochqualifizierten Männer wieder anzulocken, indem man Richter so besoldete, wie es sich der gemeine Tatort-Gucker angesichts der dort gezeigten Villen so vorstellt… – zugegeben: das haben natürlich weder OLG-Präsident noch Generalstaatsanwalt in der Hand.
aber die im Tatort haben meistens reiche Frauen 🙂
Als Jurist mit zwei VB und Richter in M-V möchte ich anmerken: Vielleicht liegt es am schlechten Ruf des Auwahlverfahrens. Zu meiner Zeit sahen die OLGs in NRW ein „besonderes“ Auswahlverfahren in Gestalt eines Assessments vor. Zum Kölner Assessment kann ich berichten. Das Verfahren war damals schlicht lächerlich. Die Verantwortlichen verhielten sich borniert. Welcher zukünftige Richter will ein solches unwürdiges Assessment ein zweites Mal für den Bezirk Hamm auf sich nehmen? Zudem mag man sich die Frage stellen, ob man angesichts solcher Verfahren und eines solches Führungspersonals im öffentlichen Dienst in NRW wirklich gut aufgehoben ist. Ich mutmaße, dass es für Frauen anscheinend weniger schwierig ist damit umzugehen. Mit den Noten hat es nichts zu tun. Grüße