Wir Juristen haben ja auch viel mit Sprache zu tun: Wie sage ich es, was sage ich und was sage ich wie, wie versteht es der Beklagte, der Angeklagte, das Revisionsgerichte? Von daher: Präzise muss es sein. Zu begrüßen (?):-) ist deshalb der Versuch zur „Entmannung unserer Sprache„. Zwar nicht hier, aber in „der“ Schweiz, die vielleicht bald „das Schweiz“ heißt. Ein Anfang ist gemacht :-). Schön die Sache mit dem „herrenlosen Damenfahrrad“: „“In der Berner Herrengasse – pardon: in der Berner Gruppengasse wurde heute Vormittag ein kaufkundschaftsloses Velo für weibliche Verkehrsteilnehmende sichergestellt.““
Gender mainstreaming geht mir auf die Nerv(inn)en
Die einzigen, die ernsthaft glauben, dass durch Verbalakrobatik auch nur eine Frau weniger auf diesem Planeten diskriminiert wird, sind bezeichnenderweise Akademikerinnen, die eben diese Diskriminierung bestenfalls aus Büchern kennen.
Natürlich gibt es noch jede Menge Verbesserungsbedarf: „der“ Mensch ist untragbar, schließlich ist die Hälfte der Menschheit weiblich. Die „Menschin“ kommt viel zu kurz. Auch in der Berufswelt muß mehr auf Gleichberechtigung in der Bezeichnung geachtet werden. Viel zu wenig ist nach meinem Dafürhalten von den lieben „Müllerfrauen und Müllmännern“ die Rede. Auch die „Vergewaltigerinnen“ und „Vergewaltiger“ sollten im juristischen Sprachgebrauch mehr Gleichberechtigung erfahren. Wenig Engagement entfaltet die Emanzipationsbewegung ferner, endlich auch die „Nationalsozialistinnen“ hervorzuheben. Schließlich sollte auch häufiger von „Foltermägden und Folterknechten“ die Rede sein. Wie die Bilder aus Abu-Ghuraib gezeigt haben, ist Foltern keine männliche Spezialität. „Steuerhinterzieher und Steuerhinterzieherinnen“ werden ebenfalls nur selten gleichberechtigt hervorgehoben. Und die „KZ-Mörderinnen und KZ-Mörder“ findet man auch zu selten in Beiträgen von Alice Schwarzer.
Bei der Aufzählung fällt mir auf: könnte es sein, daß die weibliche Form nur dort gewünscht ist, wo sich mit dem Begriff nichts Negatives verbinden läßt? Gleichberechtigung ist auch Gleichheit im Negativen und kein Rosinenpicken. Mehr Müllfrauen auf Müllwagen und -waginnen!
Zum – trefflichen – Kommentar von Rosi fällt mir noch der schlagende Beweis dafür ein, daß Geschlechterrollen im Arbeitsleben ohnehin oft willkürlich sind: In Spanien sind Müllarbeiter überwiegend weiblich, während „Politessen“ überwiegend männlich sind.