Auch in Münster gibt es Karneval, ja, man glaubt es nicht. Ab 11.11. schlagen die Wogen des westfälischen Frohsinns hoch, nun ja, nicht ganz so hoch wie im Rheinland, aber man versucht, Schritt zu halten. Das Ergebnis ist, dass uns die Tagespresse ab 11.11. immer eifrig mit Berichten über den westfälischen Frohsinn versorgt. So heute auch über die Prinzen-Proklamation am vergangenen Samstag in Münsters „gute Stube“ dem Prinzipalmarkt. Zwar beginnt die 5. Jahreszeit – auch in Münster – offiziell am 11.11., aber da das in diesem Jahr ein Montag war, hat man die Prinzen-Proklamtion auf den Samstag verlegt. In der Hoffnung, dass mehr Zuschauer kommen.
Am vergangenen Samstag ist die Proklamation nun über die Bühne gegangen, allerdings unterbrochen/gestört (?) durch zu viele Zuschauer/Mitwirkende, nämlich aus einem Protestzug von 300 Demonstranten „einer Antirassistischen Initiative, die auf das Flüchtlingsdrama vor der Mittelmeerinsel Lampedusa“ aufmerksam machen wollte. Die warern mit ihrer genehmigten Demonstration – angeführt von der Polizei – just in dem Moment auf dem Prinzipalmarkt eingetroffen, als dem neuen Karnevalsprinz sein Zepter als „äußeres Zeiechen seiner Macht“ überreicht worden war und er sich gerade an sein Volk wenden wollte. Der Prinz nimmt es gelassen und der Oberbürgermeister der Stadt Münster auch. Der Prinz freut sich, dass er in einer Stadt lebt, in der so etwas möglich ist, und der OB sieht die Demonstration „eher als eine Bereicherung“, die „zur Vielfalt unserer Stadt“ gehört, an.
Und damit hätte man m.E. auch – wie Samstag der Prinz – zur Tagesordnung übergehen können. Natürlich ist es nicht besonders glücklich, dass die münsterische Polizei gerade zu dem „Proklamations-Zeitpunkt“ die Demonstration über den Prinzipalmarkt laufen lässt. Aber nein: Unsere örtliche Tagespresse, die „Westfälischen Nachrichten“ berichten (vgl. wegen der Einzelheiten hier: Roter Teppich für den Protest) und kommentieren dieses Ereignis wie, ja wie wird kommentiert? M.E. „völlig daneben“. So wird nämlich nicht nur der „WN-Kommentar“ überschrieben, sondern so ist er m.E. auch inhaltlich einzuordnen, wenn dort von den „weisen Worten von Hendrik I., dem „mit Hilfe der Polizei der schönste Augenblick gestohlen“ wurde, und von einer „Fehlplanung der Polizei mit historischem Ausmaß“ gesprochen wird.
„Historisches Ausmaß“? Wenn man danach mal googelt, dann trifft man auf Meldungen wie „Hochwasser-Katastrophe erreicht historisches Ausmaß“ zu 2013-er-Hochwasser in Bayern (vgl. hier), zu „Schneefall in Europa erreicht historisches Ausmaß„, oder zu „Wassermangel erreicht historisches Ausmaß“ (vgl. hier). oder auch zur Wahlniederlage der SPD im Jahr 2009 (vgl. hier). Schon da kann man bei der ein oder anderen Meldung an der „Historie“ zweifeln, aber bei der missglückten Prinzenproklamtion in Münster ganz sicher. M.E. hätte man mit den „weisen Worten“ des Prinzen die Sache abhaken können/sollen unter „Dumm gelaufen“.
Aber vielleicht war das „historisch“ ja auch anders gemeint. Die Geschichte wird sich mit Sicherheit nicht wiederholen und die Prinzenproklamation 2013 „einmalig“ sein und bleiben. Daran werden sich die Leute übrigens eher erinnern als an die vielen gleichförmig verlaufenen Proklamationen der früheren Jahre.