Bin ich verantwortlich, wenn die Justiz nicht in der Lage ist, ihre Mitarbeiter technisch vernünftig auszustatten?

HomepageDa war mal wieder eine Mail, die bei mir zu der Frage führte, warum man eigentlich die ganzen Inhalte kostenlos zur Verfügung stellt und/oder, ob ich nicht doch auch ein „Bezahlmodell“ 🙂 einführen soll. Ich hatte ja schon Ende Juli 2015 über einen Newsletter-Bezieher berichtet, der „entsetzt“ war über die nach seiner Auffassung zu reichliche Werbung auf meiner HP „Burhoff-Online“ („Ich bin dann entsetzt…“ – ich aber auch 🙁).

Und in den letzten Tagen hat sich dann im Anschluss an meinen letzten Newsletter wieder ein Bezieher beschwert. Es handelt sich wieder um einen Justizangehörigen. Er schreibt mir:

„Sehr geehrter Herr Burhoff,

ich beziehe nun schon seit Jahren Ihren Newsletter, den ich ebenso wie Ihre weiteren Veröffentlichungen sehr schätze. Bereits im Referendariat waren die Tips für den Strafverteidiger eine wertvolle Hilfe, um keine aktuelle Entwicklung zu verpassen.

Seit geraumer Zeit allerdings verleidet mir die aufdringliche Werbung regelmäßig die Lektüre der Entscheidungen. Manches Banner lässt sich immerhin wegklicken, andere Banner über dem Text sind „hartnäckiger“ und machen eine ungestörte Lektüre kaum möglich. Ich verstehe sehr wohl, dass kostenlose Newsletter finanziert werden müssen, aber ist das wirklich auf diese Weise nötig? Kann man die Werbung nicht an den Rand schieben?“

Erst wollte ich gar nicht antworten, habe es dann aber doch getan, weil ich mich über das „aufdringlich“ in der Mail geärgert habe. Geantwortet habe ich dann wie folgt:

„Sehr geehrter Herr Kollege,

welche „aufdringliche Werbung“ meinen Sie? Im Newsletter ist nur Textwerbung auf meine Bücher, auf der Homepage selbst befindet sich die Werbung von Google rechts auf der Seite, da ist m.E. auch nichts aufdringlich, Sie müssen es ja nicht anklicken. Darunter ist dann Werbung auf meiner Werke platziert. Rein statisch. Es wird auch nichts überlagert, wenn man mit einem aktuellen Browser arbeitet, was bei der Justiz immer fraglich ist.

Im Übrigen: Ja, Werbung muss wegen der Kosten sein. Ich sehe nämlich inzwischen nicht mehr ein, dass ich kostenlos Informationen zur Verfügung stelle, von denen die Nutzer – so wie Sie auch – jahrelang profitieren, ich aber die Kosten habe. Wenn Sie wollen, können Sie Burhoff-Online gern mit einer Spende unterstützen. Sie finden Spendenbutton beim RVG-Forum…“

Zum Glück hatte ich mich gerade noch rechtzeitig daran erinnert, dass die „aufdringliche Werbung“ möglicherweise auf einem veralteten Browser beruht, der bei der Jsutiz noch in Betrieb ist. Darauf hatten ja Kommentatoren im Sommer hingewiesen (vgl. auch noch hier: Justiz rüstet auf – Update von IE 8 auf IE 9). Das führt dann aber doch – für mich – zu der Frage: Bin ich denn verantwortlich, wenn die Justiz nicht in der Lage ist, ihre Mitarbeiter technisch vernünftig auszustatten?

Eine weitere Antwort habe ich übrigens nicht mehr bekommen.

12 Gedanken zu „Bin ich verantwortlich, wenn die Justiz nicht in der Lage ist, ihre Mitarbeiter technisch vernünftig auszustatten?

  1. T.H., RiLG

    Ach, die meisten Gerichtsverwaltungen fragen sich doch heute noch, wozu man solchen Schnickschnack wie dieses neumodische „Internet“ überhaupt braucht….

    Das RG kam schließlich auch ohne aus. 😉

  2. RA W. Sorge

    Vielleicht verwendet er noch Mosaic oder den ersten Netscape Navigator 🙂 Besonderes Mitleid verdienen m.E. auch die Protokollbeamten wenn man sich die Arbeitsplätze mal im Hinblick auf Ergonomie anschaut. Aber zum Thema: den Newsletter empfange ich mit Thunderbird, keine Probleme, und die Webseite macht mit Firefox auch einen sauberen Eindruck. Es gibt aber irgendwo eine Seite da kann man sich die eigene Webseite mit alten Browsern anschauen, und da wirken moderne Seiten eher grausig.

  3. RA Rainer Herrmann

    Oh diese Kombination der Geiz-ist-Geil-Vollkasko-24/7/365-Mentalität.

    Es darf nichts kosten, aber auch keine Mühe machen.

    Das alte Spruchwort, „einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ ist wohl in Vergessenheit geraten.

    Der Schreiber sollte sich doch mal fragen, wieviel Zeit er trotz der gestörten Lektüre spart im Vergleich zu der Zeit, die er aufbringen müsste, wenn er alles, was ihm durch den Kollegen Burhoff präsentiert wird, vor einer ungestörten Lektüre selbst recherchieren müsste.

    Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.

  4. Non Nomen

    Eine weitere Antwort habe ich übrigens nicht mehr bekommen.

    Könnte noch kommen. Vielleicht ist ja das behördlich zugewiesene Kontingent an Kilobytes für das laufende Haushaltsjahr erschöpft?

  5. Peter Grund

    Sowas von unverschämt dieser Richter. Er sollte sich schämen. Herr Burhoff, ich schätze auch Ihre Werbung. Machen Sie so weiter.

  6. Dante

    Ich stelle – erneut – die These auf, dass diese „Beschwerde“ nicht gekommen wäre, wenn der Justizangehörige verstanden hätte, dass sein Browser das Problem ist, nicht ihr Newsletter oder ihre Seite.

    Leider verfügen nicht nicht alle hier über entsprechendes technisches Verständnis.

    Im Ergebnis also erneut nur ein Missverständnis, durch das Sie sich nicht angegriffen fühlen sollten.

  7. Detlef Burhoff

    @ Dante: Ich hatte mich ja noch rechtzeitig an Ihr damaliges Posting erinnert. Na ja, und mir gefällt der Ton nicht. Selbst, wenn es so wäre: Es ist eine kostenlose Leistung, aber: „Geiz-ist-Geil-Vollkasko-24/7/365-Mentalität“

  8. Peter Grund

    Ich finde gut gemachte Werbung, wie man hier, sogar sehr spannend und anregend. Von daher bitte nicht weniger, sondern etwas mehr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert